WIRECARD – Wo sich ex-COO Jan Marsalek wirklich versteckt

Catch me if you can

Jan Marsalek

Das ist ja mal ein Ding. Die ganze Welt sucht ex-COO (Chief Operating Officer) Jan Marsalek vom insolventen Dax-Konzern WIRECARD und rätselt, wo sich Jan denn nun versteckt. Ein Hauch von «Catch me if you can» mit Leonardo DiCaprio weht durch die Presselandschaft. Hätte man es nicht besser wissen müssen? Ein Österreicher, der in Deutschland ein sehr hohes Amt bekleidet – das ist noch nie gut ausgegangen.

Die Vermutungen, wohin Marsalek geflohen ist, gehen in alle Himmelsrichtungen. Nach den Philippinen, China und Indonesien ist derzeit Moskau angesagt, wo er with a little Help vom russischen Geheimdienst GUR untergetaucht sein soll.

Eine Geschichte über die unsägliche Gier an den Börsen und der Inkompetenz mächtiger Leute bis hinauf zu den höchsten Regierungsämtern Deutschlands. Eine Geschichte aber auch, wie sie kein Drehbuchautor Hollywoods besser schreiben könnte.

Doch die Frage, die uns alle bewegt, lautet doch: Wo steckt Marsalek denn nun wirklich? Und wie immer hat der Artillerie-Verein Zofingen die Antwort!

Foto: Jan Marsalek / Wirecard

Der talentierte Mister Ripley

Der talentierte Mr. Ripley

Der talentierte Mr. Ripley alias Matt Damon alias Jan Marsalek weilt mitten unter uns in der Luzerner Altstadt. Kurz zuvor hatte sich der weltweit Gesuchte beim kurdischen Friseur an der Bruchstrasse eine neue Frisur inklusive Haarfärbung und bei Fielmann eine neue Brille verpassen lassen.

Hollywood-Star Leo DiCaprio und Jan Marsalek prosten sich auf dem von Pappa Razzi geschossenen Bild gegenseitig mit einem Glas Roten vom Feinsten zu – die Flasche zu 100 Franken; man gönnt sich ja sonst nix! – und amüsieren sich köstlich über die dämlichen Bilanzprüfer der grossen Vier (Deloitte, EY* (Ernst & Young), PricewaterhouseCoopers (PwC), KPMG), von denen bei börsenkotierten Unternehmen in der Regel die Testate ausgestellt werden. Im Fall WIRECARD war's über Jahre hinweg EY*, die den Schwindel trotz Warnungen von der Financial Times deckten, weil sie die Luftbuchungen in der Höhe von 1,9 Milliarden Euro nicht entdeckten. Ganz zu schweigen von der deutschen Finanzaufsicht (vergleichbar mit der FINMA in der Schweiz) und dem deutschen Wirtschaftsministerium, die beide ebenfalls gewarnt waren.

Foto: Leonardo DiCaprio (links) und Jan Marsalek (rechts) stossen auf die Gaunerkomödie (demnächst auf Netflix) an

Sushi auf nacktem Frauenkörper

Sushi auf nacktem Frauenkörper

Leo und Jan liessen es sich logischerweise nicht nehmen, ein opulentes Mahl zu bestellen: Sushi, serviert auf einem nackten Frauenkörper. Dieser Schuss ging zwar trotz Intervention des russischen Geheimdienstes GUR nach hinten los. Die aufgebotene Brasilianerin von der Baselstrasse entpuppte sich als Ladyboy, was an der Baselstrasse aber mehr oder weniger zum guten Ton gehört und ein cleveres Geschäftsmodell der besonderen Art für verklemmte Politiker darstellt, die in dunkler Nacht gerne etwas zweigleisig und inkognito unterwegs sind.

Foto: Sushi mitten in der Luzerner Altstadt, serviert auf feinstem Meissner-Porzellan statt nacktem Frauenkörper

Kellner

Das Elend mit der WIRECARD

Auch Hollywoodstars und gesuchte Gauner werden irgendwann mal zur Kasse gebeten. Und so zückte Jan seine PLATINUM WIRECARD und reichte sie dem Kellner, nicht ohne ihn darauf hinzuweisen, 20 Franken mehr draufzupacken. Als Trinkgeld. Voller Vorfreude steckte der Maitre de Service, was ähnlich der IT-Branche im Gastrogewerbe sowas wie «Chief Operating Officer» ist, in seinen mobilen Card Reader, schaute hinter seinen Brillengläsern auf das etwas vorsintflutliche Gerät und fluchte: «Die verdammte Scheiss-WIRECARD ist nicht gedeckt!» Etwas unhöflich, aber zutreffend. Die war seit Bestehen der Firma WIRECARD noch nie gedeckt. De Facto vielleicht schon, aber niemals de Jure.

Kein Problem für Jan. Lächelnd griff er in den Hosensack, überreichte dem Kellner eine Hand voll Bitcoin im Wert von 300 Franken und sagte: «Ist gut so». Die Augen des Kellners funkelten voller Freude hinter der modischen Brille und entsprechend bedankte er sich. Nicht ahnend, dass die goldenen Bitcoin-Münzen nichts anderes als eine Attrappe waren. Wie die Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro bei WIRECARD. So läuft das nun mal bei Jan Marsalek.

Foto: Der Kellner prüft die WIRECARD

Der talentierte Mister Ripley

The Wolf of Wall Street

Und zum Schluss landen wir wieder bei Leonardo DiCaprio, der im Film The Wolf of Wall Street in Sachen Dekadenz (Sushi auf nacktem Frauenkörper serviert) unserem Freund Jan Marsalek in Nichts nachsteht. Auch nicht in Bezug auf Täuschung, Rücksichtslosigkeit, Betrug und Gier. Wobei für die Gier die gleiche Regel gilt wie beim Tango: «It takes two to tango.»

Und die Moral von der Geschicht? Die gibt es in diesem Falle wirklich nicht.

Marsalek ist nur einer von den vielen Enthemmten ohne Moral und Ethik. Bernard L. Madoff, Allen Stanford und das gesamte österreichische Kabinett (vier Personen) im Vorstand von WIRECARD sind nur die Spitze eines Eisbergs, der immer und immer wieder kollidieren wird. Und uns Geschichten wie diese liefert.

Festzuhalten ist, dass Teile dieser Geschichte frei erfunden sind. Welche, das müssen sie selber herausfinden. Der Ladyboy von der Baselstrasse gehört definitiv nicht dazu.

Foto: Leo DiCaprio (rechts) und der talentierte Mr. Marsalek (links)

Falls Sie einen Kommentar abgeben wollen: Hier geht's lang

Jan Marsalek: Sushi vom nackten Frauenkörper und Flucht nach Russland

Jan Marsalek, der ehemalige Vorstand fürs Tagesgeschäft bei Wirecard, ist auf der Flucht! Der Skandal um den Finanzdienstleister liest sich wie eine schlechter Krimi. Marsaleks Spuren führen in die Philippinen - stellen sich dann aber als gefälscht heraus. Jetzt packen seine Bekannten und Freunde aus: Wer ist der Mann hinter dem Bilanz-Skandal?

Als immer höflich und kontrolliert, teilweise charmant mit seinem leichten Wiener Dialekt, beschreiben Bekannte Marsalek gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.

Hinter dieser gutbürgerlichen Fassade soll aber mehr gesteckt haben. So bezeichnet ein Bekannter Marsalek gegenüber der Zeitung als „einen der abgezocktesten Typen, die ich je erlebt habe“. Wahrscheinlich war es auch diese Abgezockheit, die ihm eine beispiellose Karriere ermöglichte. Mit 30 stieg er bereits im Vorstand von Wirecard auf – ohne Studium, sogar ohne Abitur.

Marsaleks systematischer Betrug

Systematisch liess er das Unternehmen weitaus grösser und mächtiger wirken, als es tatsächlich war. Marsalek als Person blieb allerdings stets ausserhalb der Öffentlichkeit, er zeigte sich nicht auf Pressekonferenzen. Selbst innerhalb des Unternehmens war er ein Mysterium: „Er war der Typ, der immer sein Notebook zugeklappt hat, wenn man ihm zu nahekam“, erzählt ein Manager gegenüber der „FAZ“.

Wie die „SZ“ weiter berichtet, soll sich hinter der Heimlichtuerei Marsaleks ein bizarres Privatleben versteckt haben. Angeblich habe er „Feind“-Diagramme erstellt und verteilt und extravagante Partys gefeiert. Von in bar bezahlten Champagner-Rechnungen im Wert von mehreren hundert Euro und Sushi, serviert auf dem nackten Körper einer Frau, ist da die Rede.

Jan Marsalek soll ein ausschweifendes Privatleben geführthaben

Die "Welt" berichtet ebenfalls von einem ausschweifenden Privatleben des Managers: Bekannte lud er demnach gerne ins Münchner Luxushotel „Mandarin Oriental“ ein. Auf der Dachterrasse gab er Champagner aus und zahlte Rechnungen über Hunderte Euro in bar.

Marsalek soll viele Sprachen sprechen und fasziniert gewesen sein von Geheimdiensten. Er soll sogar Kontakte in Geheimdienstkreise haben. Einige sollen in den vergangenen Tagen noch kurze Antworten über den Messenger Telegram von ihm erhalten haben – darunter ein Smiley mit Tränen. Schreibt FOCUS.

Flucht nach Russland

Der flüchtige Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek hat sich einem Zeitungsbericht zufolge nach Russland abgesetzt. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmer-, Justiz- und Diplomatenkreise berichtet, ist der seit Wochen untergetauchte Manager unter Aufsicht des russischen Militärgeheimdienstes GRU auf einem Anwesen westlich von Moskau untergebracht. Zuvor habe Marsalek erhebliche Summen in Form von Bitcoins aus Dubai nach Russland geschafft.

Wie das Handelsblatt unter Berufung auf die Investigativ-Plattform Bellingcat berichtet, sei Marsalek noch am Tag seiner Freistellung von Klagenfurt über die estnische Hauptstadt Tallinn ins belarussische Minsk geflogen. Wegen des politischen Konflikts zwischen der russischen Führung und Belarus' Staatschef Alexander Lukaschenko sei es dem GRU zu riskant gewesen, Marsalek im Nachbarland zu belassen. Deshalb sei er weiter nach Russland geschafft worden.

Auch der Spiegel hatte berichtet, Marsalek könnte sich in Belarus oder Russland aufhalten. Im russischen Ein- und Ausreiseregister, das auch das benachbarte Belarus umfasse, sei für Marsalek nur Stunden nach seiner Freistellung bei Wirecard ein Eintrag zu finden. Demnach sei Marsalek über den Flughafen der Hauptstadt Minsk eingereist. Eine Wiederausreise Marsaleks wurde demnach bislang nicht verzeichnet, was darauf hindeutet, dass sich Marsalek weiterhin in Russland oder Belarus befinde. Die Erkenntnisse nähren laut Spiegel die These, Marsalek habe mit russischen Geheimdiensten kooperiert oder für sie gearbeitet. Schreibt DIE ZEIT.

22.7.2020

Diese Website benutzt Cookies, um Ihnen ein angenehmes Surfen durch unsere Sites zu ermöglichen. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.